Entrevista con Lorena Fries Monléon

Lorena Fries 2020 Chile, Corporación Humanas
Viktoria Kaffanke
Viktoria Kaffanke • 8 March 2021
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La entrevista en el vidéo es en español: https://youtu.be/ujRB1u8JNGQ.

 

Interview with Lorena Fries Monléon / Interview mit Lorena Fries Monléon

Lorena Fries Monleón is a lawyer specialised in human rights and President of the Centro Regional de Derechos Humanos y Justicia de Género (Corporación Humanas) in Chile. Since 2020, ifa/zivik Funding Programme has been funding a project of the organisation that puts gender aspects in the focus of the constitutional process. She was the first Under-Secretary for Human Rights from 2016 to 2018 and before that she held the post of Director of the National Human Rights Institute (Instituto Nacional de Derechos Humanos, INDH) for six years.

Ifa/ zivik:

The United Nations Security Council Resolution 1325, on women, peace, and security, acknowledges the disproportionate and unique impact of armed conflict on women and girls and calls for the adoption of a gender perspective. What do you think are the opportunities of the resolution and what challenges are connected to it?

Lorena Fries:

I believe the opportunities offered by Resolution 1325 are related not only to declared conflict contexts but also fundamentally to preventing them. This calls for placing women in the centre of political, social and economic coexistence since, as community builders and supporters, they have the experience needed to detect situations that may be indicative of contexts that are starting to become more complex. An example of this could be an increase in violence in general, or more specifically in gender-based violence. Women’s participation in peacebuilding processes and conflict prevention is part of how States approach gender equality, and are therefore part of their gender policy.

Ifa/ zivik:

All member states are urged to develop their own National Action Plans. Together with UNWomen you are working on a more holistic approach to the Resolution 1325. Please briefly summarize your criticism of the National Action Plan in Chile and your vision for a more holistic approach.

Lorena Fries:

Chile has limited itself to formulating a plan that focuses on peace missions (externally) and an agenda to improve the role of women in the Armed Forces and in international peace and security authorities. This clearly constitutes progress but does not necessarily stop there. We require a plan that makes a gender agenda an integral part, in which the Women’s Ministry has a central role in its coordination so that it is effectively implemented as part of the State’s policy. On the other hand, the plan must put emphasis on the internal context with regard to the potential crises that could arise (like the one Chile is currently facing since 18 October and the pandemic, in which the Armed Forces and public order agents are playing a main – not always positive – role). (The 18 October 2019 has been marked as the beginning of the mass protests in Chile which guided to a constitutional process.) Lastly, the sense of a national action plan on this matter implies involving civil society in its formulation and monitoring, an issue that was extremely limited in the formulation of the Third National Plan. Civil society’s experience – since they are ultimately the ones who experience conflicts – is key to it being adopted by organisations, including women’s organisations.

Ifa/ zivik:

Would you say that Resolution 1325 has an impact on your work? If so, please explain in what way.

Lorena Fries:

It could if it had an internal impact, which is one of the shortcomings regarding conflict prevention. For example, for the 18 October unrest, Humanas requested that the Women’s Ministry act in accordance with said resolution, which together with subsequent resolutions, provided an important guide for State action. However, this was not the case.

 

The following video introduces the project Humanas and Lorena Fries Monléon: https://youtu.be/ujRB1u8JNGQ.

 

Lorena Fries Monleón ist Rechtsanwältin mit Spezialisierung in Menschenrechten und Präsidentin des Centro Regional de Derechos Humanos y Justicia de Género (Corporación Humanas) in Chile. Das ifa/Förderprogramm zivik fördert seit 2020 ein Projekt der Organisation, das Genderaspekte in den Fokus des Verfassungsprozesses rückt. Von 2016 und 2018 war sie die erste Untersekretärin für Menschenrechte und davor begleitete sie das Amt der Direktorin des Nationalen Menschenrechtsinstituts (Instituto Nacional de Derechos Humanos, INDH) für sechs Jahre.

Ifa:

Die Resolution 1325 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen zu Frauen, Frieden und Sicherheit erkennt die unverhältnismäßigen und einzigartigen Auswirkungen von bewaffneten Konflikten auf Frauen und Mädchen an und fordert die Anwendung einer Geschlechterperspektive. Was sind Ihrer Meinung nach die Chancen der Resolution und welche Herausforderungen sind mit ihr verbunden?

Lorena Fries:

Ich glaube, dass die Chancen, die die Resolution 1325 bietet, sich nicht nur auf den Kontext von Konflikten beziehen, sondern vor allem auch darauf, diese im Vorfeld zu verhindern. Dies bedeutet, Frauen ins Zentrum des politischen, sozialen und wirtschaftlichen Zusammenlebens zu stellen, da sie diejenigen sind, die eine Gemeinschaft aufbauen und erhalten und somit über die notwendige Erfahrung verfügen Situationen zu erkennen, die ein Zeichen dafür sein können, dass der Kontext komplexer wird. Ein Beispiel dafür könnte eine allgemeine Zunahme der Gewalt oder besonders der geschlechtsspezifischen Gewalt sein. Die Beteiligung von Frauen an Prozessen der Friedenskonsolidierung und Konfliktprävention ist Teil des Ansatzes wie verschieden Staaten mit der Gleichstellung der Geschlechter umgehen und daher auch Teil ihrer Geschlechterpolitik.

Ifa:

Alle Mitgliedsstaaten sind aufgefordert, ihre eigenen Nationalen Aktionspläne zu entwickeln. Gemeinsam mit UNWomen arbeiten Sie an einem ganzheitlicheren Ansatz für die Resolution 1325. Bitte fassen Sie kurz Ihre Kritik an dem Nationalen Aktionsplan in Chile und Ihre Vision für einen ganzheitlicheren Ansatz zusammen.

Lorena Fries:

Chile hat sich auf die Formulierung eines Plan beschränkt, der sich auf Friedensmissionen (nach außen) konzentriert, sowie auf eine Agenda, die daraus besteht, die Rolle der Frauen sowohl in den chilenischen Streitkräften als auch in internationalen Friedens- und Sicherheitsbehörden zu kräftigen. Dies stellt natürlich einen gewissen Fortschritt dar, muss aber nicht damit enden. Wir brauchen einen Plan, dessen zentraler Bestandteil eine Agenda zur Gleichstellung von Geschlechtern ist und in dem das Frauenministerium eine zentrale Rolle bei der Koordination spielt, sodass er als Teil der Staatspolitik effektiv umgesetzt werden kann. Auf der anderen Seite muss der Plan den internen Kontext hervorheben mit Hinblick auf die potentielle Krise, die entstehen könnte (wie die, in der Chile sich aktuell seit dem 18. Oktober (Der 18. Oktober 2019 markiert den Beginn der Massenproteste in Chile, die zu einem verfassungsgebenden Prozess führten.) und der Pandemie befindet, in der die Streitkräfte für öffentliche Sicherheit eine Hauptrolle- wenn auch nicht immer eine positive – spielen). Letztlich würde der Sinn eines nationalen Aktionsplans in dieser Angelegenheit bedeuten, die Zivilgesellschaft in dessen Formulierung und Überwachung einzubeziehen, ein Thema, das bei der Erstellung des Dritten Nationalplans („Tercer Plan Nacional“) nur sehr geringfügig behandelt wurde. Die Erfahrungen der Zivilgesellschaft, die letzten Endes die Konflikte erlebt, sind essentiell, damit dieser Plan von Organisationen, vor allem Frauenorganisationen verabschiedet wird.

Ifa:

Würden Sie sagen, dass die Resolution 1325 einen Einfluss auf Ihre Arbeit hat? Wenn ja, erläutern Sie bitte in welcher Weise.

Lorena Fries:

Das könnte sie, wenn sie einen internen Einfluss hätte, was eines der Defizite bei der Konfliktprävention ist. Zum Beispiel forderte Humanas bei den Aufständen am 18. Oktober das Frauenministerium dazu auf, im Einklang mit besagter Resolution zu handeln, die zusammen mit darauffolgenden Resolutionen eine wichtige Leitlinie für Staatshandlungen darstellt. Dies ist jedoch nicht geschehen.

 

Das folgende Video ist eine Vorstellung von Humanas, dem Projekt und Lorena Fries Monléon: https://youtu.be/WkHFtm6PD2Q.